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1. Geschichte des Mittelalters - S. 113

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 2. Heinrich Iii. 113 Mittelmeer bis zur Eider und umfaßte drei Königreiche: Italien, Burgund und Ungarn, sieben deutsche Herzogtümer: Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen, Kärnten, und zwei slawische Herzogtümer: Polen und Böhmen mit Mähren. Heinrich suchte dem Fehdegeist der Zeit nach Kräften zu steuern und Friede und Recht im Reiche aufrecht zu erhalten. Als Schirmherr der Kirche strebte er eine innere Läuterung derselben an, war für eine Verbesserung der Zucht unter Geistlichen und Laien bemüht und setzte nur würdige Bischöse ein, ohne Geld oder Geschenke von ihnen anzunehmen. Er selbst war demütig und fromm und ging mit dem besten Beispiel voran. Ost ließ er sich von seinem Beichtvater blutig geißeln und setzte die Krone nie- aufs Haupt, ohne zuvor gebeichtet und Buße gethan zu haben. Er wurde in seiner Thätigkeit von dem Kloster Cluny in Burgund unterstützt, wo ein strenger, frommer Sinn unter den Mönchen herrschte. Von dort aus war 1032 der „Gott es friede" angeregt worden, und viele hundert Klöster in Burgund und Frankreich schlossen sich den Bestrebungen Clunys an. Die Bestimmungen darüber lauteten: „Von Mittwoch Abend an bis zum Sonnenausgang des folgenden Montags soll niemand dem andern etwas gewaltsam nehmen, noch einen andern wegen einer That zur Rechenschaft ziehen, noch eine Bürgschaft einfordern. Wer diesem Beschlusse zuwider handelt, soll Buße zahlen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgestoßen werden." Dieser Gottesfriede drang in alle Lande, selbst über das Meer nach England. 1043 berief Heinrich eine Reichs Versammlung nach Konstanz, schlichtete die vorhandenen Streitigkeiten und gebot, daß fortan Friede im Reiche walten solle. Im Jahre 1046 eilte Heinrich nach Rom, um dem in der Kirche damals herrschenden Unfug ein Ende zu machen. Seit 1033 schaltete daselbst Papst Benedikt Ix., welcher Kirchenstellen für Geld verkaufte und wegen seines sittenlosen Lebens zuletzt verjagt wurde. Allein Benedikt that seinen Nachfolger in den Bann und verkaufte die päpstliche Würde an einen edlen Priester, Gregor Vi., ohne diese Würde selbst niederzulegen. So regierten gleichzeitig drei Päpste. Darüber entstand Ausruhr und Verwirrung; keine Ordnung blieb, kein Gesetz wurde gehandhabt. Heinrich berief deshalb die Bischöfe nach Sutri, 10 Stunden nördlich von Rom, setzte die drei Päpste ab uni) ließ die alte Satzung Ottos I. erneuern, daß ohne Genehmigung des Kaisers eine Papstwahl nicht gültig sei. Daraus ernannte er zu Rom den deutschen Bischof Suidger von Bamberg als Klemens 11. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. t>. Ph. Beck. 8

2. Geschichte des Mittelalters - S. 118

1888 - Wiesbaden : Kunze
118 Zweite Periode des Mittelalters. baren Hülle sich verbarg, entsprochen haben. Der Knabe brachte seine Jugendzeit in Rom mit Studien zu, trat in den Orden der Benediktiner ein und zeichnete sich später als Mönch des burgundischen Klosters-Cluny durch Gelehrsamkeit, Sittenstrenge und umfassende Bekanntschaft mit den Angelegenheiten der Kirche aus. Dann wurde er einflußreicher Ratgeber mehrerer Päpste; er kam in vertraulichen Umgang mit Gregor Vi. und begleitete Leo Ix. nach Rom. Hier wurde er Subdiakonus und blieb seitdem die Haupttriebfeder der päpstlichen Regierung. Sein frommer, ernster Sinn erfüllte ihn mit Wehmut und Entrüstung über das in der Kirche herrschende Verderben. Den Hauptgrund desselben fand er in der Abhängigkeit der Kirche von der weltlichen Macht. Darum suchte er die Kirche davon zu befreien und ein Übergewicht derselben, eine Hierarchie, über die weltlichen Obrigkeiten zu begründen. Schon 1059 setzte er unter Papst Nikolaus Ii. auf der Kirchenversammlung zu Rom den Beschluß durch, daß die Päpste, welche bis dahin unter der Einwirkung des Kaisers von der römischen Geistlichkeit, dem Adel und dem Volke gewählt worden waren, künftig von 7 Kardinalbischöfen und 28 Kardinalpriestern ernannt werden sollten und der Kaiser das Bestätigungsrecht jedesmal erst vom Papste zu empfangen habe. Dieses Kardinalkollegium, welches 1586 aus 70 Mitglieder festgesetzt wurde, versprach der Normannenherzog Robert Guiscard zu schützen, der sich von der Sache des Kaisers trennte, den Papst als Lehnsherrn anerkannte und von diesem zum Herzog von Apulien und Kalabrien erhoben wurde. Hildebrand bestieg 1073 unter dem Namen Gregor Vii. den römischen Stuhl und benutzte die Tradition der Kirche, wie die eigne Kraft dazu, die Hierarchie dauernd zu befestigen und der weltlichen Macht überzuordnen. Seine Ansichten über die Stellung, welche der Papst gegenüber dem Kaiser und der weltlichen Macht einzunehmen habe, drückte er in folgenden Sätzen aus: „Der Papst ist der Stellvertreter Christi aus Erden; als solchem kommt ihm auch die höchste Gewalt auf Erden zu. Ihm sind die Könige zum Gehorsam verpflichtet, mithin alle geistlichen und weltlichen Verhältnisse untergeordnet. Denn wie die Welt durch zwei Lichter erleuchtet wird — durch die Sonne, das größere, und den Mond, das kleinere: so wird auch die Welt nur durch zwei Gewalten gelenkt, die größere apostolische und die kleinere königliche. Und wie der Mond nur sein Sicht von der Sonne erhält, so empfangen auch alle weltlichen Regenten ihre Gewalt nur vom Papste, dem die fetntge unmittelbar

3. Geschichte des Mittelalters - S. 119

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 4. Gregor Vii. 119 von Gott gegeben ist." Nach diesen Grundsätzen ordnete Gregor die römische Hierarchie. So war die Macht und das Ansehen des römischen Papstes von Jahrhundert zu Jahrhundert gestiegen. Regenten demütigten sich vor ihm, und das hohe Gewicht, welches insbesondere die deutschen Kaiser auf'die päpstliche Krönung und Salbung legten, mußte das Volk in seiner Ansicht bestärken, daß die geistliche Macht über der weltlichen stehe. Schon Papst Nikolaus I. (867—872) hatte eine Sammlung der ältesten Kirchengesetze, die sogenannten Dekretalen des Pseudo-Isidor*) für echt erklärt und durch sie den Beweis führen wollen, daß die Kirche schon seit den ältesten Zeiten eine unbeschränkte Gewalt besessen habe, und daß der römische Bischof nicht bloß das Oberhaupt der ganzen Kirche, sondern auch der Aufseher und Richter aller weltlichen Regenten sei. Um 880 hatte sich der römische Papst eines gefährlichen Nebenbuhlers, des Patriarchen von Konstantinopel, entledigt und allen Einfluß entfernt, welchen bisher die byzantinischen Kaiser noch auf die Kirche des Abendlandes ausgeübt hatten, aber dadurch auch die Trennung der christlichen Kirche in eine abendländische, römische und eine morgenländische, griechische Kirche herbeigeführt, die unter Papst Leo Ix. 1053 zu einer vollständigen und dauernden wurde. Die Mittel, durch welche die Päpste in streitigen Fällen manchen Fürsten und Herrn zur Nachgiebigkeit zu zwingen gewußt hatten, waren außer ihrem Ansehen, gewisse kirchliche Strafen, insbesondere der Kirchenbann und das Interdikt. Wer mit dem Banne belegt wurde, war von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und durste die Kirche nicht betreten, an gottesdienstlichen Versammlungen, an der Messe, der Beichte und dem Abendmahl keinen Anteil nehmen. Achtete ein Fürst den Bann nicht, so entband der Papst dessen Unterthanen vom Eide der Treue und gebot ihnen, dem Fürsten nicht mehr zu gehorchen. Das Interdikt war der über eine Stadt, eine Provinz oder ein ganzes Land ausgesprochene Bannfluch; so lange dasselbe währte, hörte aller Gottesdienst auf, die Kirchen wurden geschlossen, die Glocken durften nicht geläutet, die Sakramente nicht gespendet, die Toten nicht mit *) Isidor, Erzbischof von Sevilla (t 636), sollte eine der ältesten Sammlungen der Kirchengesetze veranstaltet haben. Diese erschienen im 9. Jahrhundert in neuer, gefälschter Gestalt.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 50

1888 - Wiesbaden : Kunze
50 Erste Periode des Mittelalters. gewandt. Mit der Verschönerung des Gottesdienstes ging die Verehrung von Bildern und Reliquien Hand in Hand und erzeugte unter dem ungebildeten Volke, das die sichtbaren Gegenstände anbetete, Aberglauben und Abgötterei. Als deshalb Leo Iii. der Jsaurier (718—741) den Bilderdienst verbot, entstand ein mehr als hundertjähriger Bilderstreit, der das Volk in zwei Parteien spaltete und die wildesten Leidenschaften erzeugte. Leos Sohu Konstantin V. (741—775) ließ durch eine Kirchen-Versammlung (754) den Bilderdienst als eine Erfindung des Teufels verbannen und die Anhänger aufs strengste bestrafen; auch der Zunahme des Mönchswcsens und des Cölibats (der Ehelosigkeit) trat er entgegen. Gegen die aus Asien in die Donauländer eingewanderten Bulgaren schützte er das Reich durch Grenzbefestigungen. Sein Sohn Leo Iv. (775—780), der dritte der bilderstürmenden Kaiser, starb früh und plötzlich. Darauf ließ seine leidenschaftliche und herrschsüchtige Gemahlin Irene (§• 16, 7) durch das siebente ökumenische Konzil (zu Nicäa 787) den Bilderdienst wiederherstellen. Um die Regierung in der Hand zu behalten, ließ sie ihren eigenen zwanzigjährigen Sohn blenden und im Elend sterben. Als sie an eine Verbindung mit Karl dem Großen dachte (§. 16,5), um Morgenland und Abendland wieder unter einer Regierung zu vereinigen, wurde sie gestürzt. Unter den Nachfolgern dauerte der Bilderstreit noch fort, bis ihn die Kaiserin Theodora während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Michael Hi. einstellte und den Bilderdienst wieder gestattete. Michael Iii. (842—867) war ein lasterhafter Fürst und verlor das Reich an Basilius den Mace-donier 867, dessen Geschlecht fast 200 Jahre im Besitze der Herrschaft blieb und das Ansehen des Reiches wieder hob. Der Bilderstreit des Morgenlandes fand im Abendlande insofern einen Nachklang, als unter Karl dem Großen eine Kirchenversammlung zu Frankfurt sich gegen das Übermaß der Bilderverehrung aussprach. Während des Bilderstreites erhoben die Bischöfe von Rom im Namen Petri Einsprache gegen die Glaubensbefehle der griechischen Kaiser, und es entstand allmählich eine vollständige Trennung zwischen der griechischen (orthodoxen) und der abendländischen (römischen) Kirche. §. 10. Daiimen imit Ostgoim. letifac mul latfßs. Nach dem Tode Geiserichs ging das Vandalenreich in Afrika einem raschen Verfall entgegen. Zur Zeit Justinians war der König Hilderich von seinem Vetter Gelimer, einem Urenkel Geiserichs, abgesetzt und gefangen genommen worden. Justinian, der nach der Eroberung des Reiches trachtete, verwandte sich für den rechtmäßigen König, aber ohne Erfolg; darum beschloß er einen Zug gegen die Vandalen und sandte seinen Feldherrn Belisar, der sich bereits im Kriege mit den Persern ausgezeichnet hatte, mit einem ansehnlichen Heere dahin ab. Belisar war der bedeutendste Feldherr seiner Zeit, von hoher, edler Gestalt, tapfer und milde, voll Demut und unerschütterlich treu im Dienste seines Herrn. Er landete 533 an der afrikanischen Küste

5. Geschichte des Mittelalters - S. 121

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 5. Heinrich Iv. im Streit mit Gregor Vii. 121 stieß aus heftigen Widerspruch, und viele deutsche Bischöfe weigerten sich, dieselbe in ihrem Sprengel zu veröffentlichen. Allein Gregor setzte seinen Willen durch, und alle Geistlichen, welche ihr Amt ferner verwalten wollten, mußten die eingegangene Ehe lösen und sich von ihrer Familie trennen. Auch Heinrich Iv. hatte anfangs die Forderungen Gregors bezüglich der Simonie und Investitur vollständig erfüllt; aber nach seinem Siege über die Sachsen nahm er nicht nur die gebannten fünf Räte wieder auf, sondern machte sich auch bei der Besetzung geistlicher Stellen mancher willkürlicher Handlungen schuldig. Dies erschwerte jetzt sein Verhältnis zu dem Papste. 5. Heinrich Iv. im Streit mit Gregor Vii. Gregor hatte das Gesuch der Sachsen bereitwillig angenommen. Er richtete sofort ein Schreiben an Heinrich Iv. und forderte ihn auf, die verhafteten sächsischen Bischöfe freizugeben und die päpstlichen Verfügungen zu achten; wenn nicht, so müsse er den Bann über ihn verhängen. Dieses Schreiben erregte den Zorn Heinrichs; er berief eine Versammlung deutscher Bischöfe (1076) nach Worms und ließ Gregor Vii. absetzen. Die italienischen Bischöfe traten diesem Beschlusse bei. Allein Gregor verlor die Fassung nicht, sondern sprach im Beisein von 110 Bischöfen feierlich den Bannfluch über den König aus, entsetzte ihn seines Amtes und entband alle seine Vasallen und Unterthanen von dem Eide der Treue und des Gehorsams. Die kühne Maßregel rief in Deutschland große Bewegung "hervor, und die Zahl von Heinrichs Gegnern wuchs zusehends. Heinrich trotzte und schrieb einen Reichstag nach Worms aus; allein niemand erschien. Die zahlreichen gegnerischen Fürsten versammelten sich vielmehr auf Ottos Einladung in Tribut, erkannten den Bann für rechtmäßig an und schickten sich an, einen neuen König zu wählen. Während dessen weilte Heinrich (1076) kleinmütig in Oppenheim. Er sandte Boten an die Fürsten und versprach Abstellung aller Beschwerden, wenn man ihm die königliche Würde lasse. Allein er hatte die Fürsten zu oft getäuscht, zu oft Treue und Versprechungen gebrochen. Endlich einigten sich die versammelten Fürsten dahin, daß sie dem Reichsoberhaupte sagen ließen, sie wollten den heiligen Vater in Rom ersuchen, im nächsten Februar nach Augsburg zu kommen, damit sie ihm alle Beschwerden vorlegen und seine Entscheidung vernehmen könnten. Bleibe aber der König durch seine Schuld ein Jahr lang im Banne, so solle er für immer die Krone verlieren.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 188

1888 - Wiesbaden : Kunze
188 Dritte Periode des Mittelalters. Auf Richard folgte sein jüngster Bruder Johann ohne Land (1199—1216). Er war ein geistesarmer Fürst, der seinen Beinamen daher führte, daß ihn sein Vater bei der Erbverteilung leer ausgehen ließ. Sein Neffe, Graf Arthur von Bretagne, wurde von ihm besiegt und ins Gefängnis gebracht. Als er dort starb, wurde der König des Mordes bezichtigt, und der französische König Philipp August forderte hierauf Johann als seinen Vasallen vor Gericht nach Paris. Da er nicht erschien, so erklärte er ihn seiner Lehen verlustig und eroberte seine französischen Besitzungen. Mit dem Papst Innocenz Iii. geriet Johann in Streit, weil er die Wahl des Erzbischofs Lang ton von Canterbury nicht anerkennen wollte. Als er Gewalt gegen diesen gebrauchte, belegte ihn der Papst mit dem Bann und sein Land mit dem Int erdikt. Trotz und Widerstand des Königs waren vergeblich. Philipp August von Frankreich wurde vom Papste aufgefordert, den ungehorsamen Fürsten und seine Unterthanen zu züchtigen und England zu erobern. Schon war dieser gerüstet, da beugte sich Johann, der seinen Vasallen nicht traute, vor dem Papste und rettete seine Krone, indem er England und Irland gegen eine jährliche Abgabe von 1000 Mark Silber vom päpstlichen Stuhle 1213 zu Lehen nahm. Diese Demütigung erregte große Unzufriedenheit in dem Volk; dazu kam, daß er gegen Philipp August bei Bo uv in es unterlag. Jetzt wurde unter der Leitung des Erzbischofs Langton ein Bündnis der Geistlichkeit und der weltlichen Vasallen gegen den König geschlossen und dieser 1215 zur Ausstellung des großen Freibriefes (magna charta), der Grundlage der englischen Verfassung, gezwungen. Darin versprach der König für sich und seine Nachkommen allen Eingriffen in die bestehenden Rechte zu entsagen. Die Steuern wurden genau bestimmt, jede außerordentliche Erhebung wurde von der Zustimmung eines aus Abgeordneten des höheren Adels und der Geistlichkeit zusammengesetzten Parlamentes abhängig gemacht, die Freiheit des Handels ausgesprochen und das Gerichtswesen neu geordnet. Ein freier Mann sollte nur von seinesgleichen gerichtet, die Forsten und Wasser freigegeben werden. Um eine Verletzung des Freiheitsbriefes zu verhüten, sollte der König alle ausländischen Beamten und feine fremden Söldner entlassen. Johann weigerte sich zwar, alle diese Punkte zur Ausführung zu bringen und überfiel den Adel mit Heeresmacht; allein dieser rief den französischen Kronprinzen Ludwig (Viii.) zum König aus; doch noch ehe es zu einer entscheidenden Schlacht kam, starb Johann. Ihm folgte fein Sohn Heinrich Iii. (1216—1272), der die Be-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 141

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 141 Wir begegnen ihr aber 1072 noch einmal in Deutschland, wo sie sich mit dem Herzog Rudolf von Schwaben über die Herstellung der Ruhe und Ordnung beriet. 1073 begab sie sich nach Italien ins Kloster Monte Cassino, wo sie vier Jahre nachher starb. 7. Bertha, die Gemahlin Heinrichs Iv. (§. 20, 3), war eine Tochter des Markgrafen Otto von Susa. Sie wurde schon frühzeitig verlobt, ohne ihren künftigen Gemahl gekannt zu haben. Da Heinrich sich am Hofe Adalberts von Bremen an ein leichtsinniges Leben gewöhnt hatte, so mißfiel ihm das züchtige, sittsame und bescheidene Wesen seiner Gemahlin. Kaum war daher die Vermählung vollzogen, so suchte er Vorwände zur Scheidung; allein die Geistlichkeit widersetzte sich seiner Forderung, und Heinrich mußte nachgeben. Verachtet und verhöhnt folgte das treue Weib dem angetrauten Gemahle, wohin er zog, und als er nachher im Banne von allen Freunden verlassen wurde, harrte Bertha treu bei ihm aus, begleitete ihn im Winter 1076—77 unter großen Gefahren über die Alpen und vergalt Böses mit Gutem. Auch in Kanossa teilte die edle Frau den Kummer ihres Gatten und war ihm jetzt der einzige Trost. Bertha starb schon 1087. Die Geschichte hat wenige Beispiele von so treuer, aufopfernder Liebe, von so gläubigem Gottvertrauen und so bewunderungswürdiger Sittenreinheit; Bertha bestand den größten Kampf des Herzens siegreich und liebte den, welcher sie gehaßt und zu verstoßen gesucht hatte. Sie hinterließ zwei Söhne, Konrad und Heinrich V. Nach Berthas Tod hatte Heinrich Iv. eine russische Fürstin Adelheid geheiratet; allein da sie sich mit ihrem Gemahle entzweite, begab sie sich in ein Kloster und trat 1095 auf der Kirchenverfammlung von Piaeenza als Klägerin gegen den Kaiser aus. Sie war eine Freundin der Gräfin Mathilde von Toskana und durch diese dem Papste Urban Ii. empfohlen worden. Adelheid starb im Kloster. 8. Eine der angesehensten und einflußreichsten Frauen jener Zeit war die Gräfin Mathilde von Toskana (ß. 20, 5), welche es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, das Ansehen Gregors Vii. und der Hierarchie mit ihren Schätzen zu heben und zu stützen. Mathilde war 1046 geboren und eine sein gebildete, schöne und kühne Frau, reich an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern. Sie war die einzige Tochter des reichen Markgrafen Bonifacius von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen, sie gebot über Parma, Piaeenza, Modena, Mantua, Verona, Reggio, die meisten Städte Toskanas und hatte reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl

8. Geschichte des Mittelalters - S. 142

1888 - Wiesbaden : Kunze
142 Zweite Periode des Mittelalters. Gozelo der Bucklige, ein Sohn des Herzogs von Lothringen, lebte getrennt von ihr in Deutschland auf Heinrichs Iv. Seite, sie in Italien auf Seiten des Papstes, welcher sie ganz beherrschte. Im 30. Jahre wurde sie 2i>itroe, und seitdem trat sie als entschiedene Anhängerin des Papstes auf. Sie war die unzertrennliche Gesellschafterin Gregors, stand ihm in allen Unternehmungen und Gefahren bei und gab durch diese aufopferungsfähige Freundschaft Anlaß zu ungünstigen Bemerkungen über ihr sittliches Leben. Alle ihre Güter und Besitzungen schenkte sie der Kirche. Mathilde war eine Base des Kaisers Heinrich Iv. Als derselbe sie 1077 auf ihrem Schlosse Kanossa besuchte, gerade zu der Zeit, als Gregor Vii. auch eben eingetroffen war, fetzte wahrscheinlich Mathilde es durch, daß der Papst den büßenden Kaiser endlich vor sich treten ließ, um die Lösung von dem Bannflüche zu erflehen. Wie aber Heinrich nachher gegen seinen Gegenkaiser und den Papst die Waffen erhob, wurde Mathilde die entschiedenste Gegnerin des Kaisers. Um ihre Partei zu verstärken, heiratete sie (1089) in ihrem 43. Jahre den achtzehnjährigen Herzog Welf von Bayern, welcher sich wohl in der Hoffnung auf die unermeßliche Erbschaft der alternden Markgräfin genähert hatte; allein schon 12 Jahre zuvor hatte sie ihren Freund Gregor Vii. und den römischen Stuhl zu ihrem Universalerben eingesetzt. Diese Anordnung war ein tiefes Geheimnis geblieben, und der junge Welf wußte so wenig wie sein Vater von dieser Verabredung. Er verlangte als Gemahl Mathildens, so lange sie lebte, Herr ihrer Güter zu sein; aber auch das gestattete sie nicht. Nun bat er den Kaiser, sie zu zwingen; doch Mathilde war zu mächtig, und es blieb dem jungen Welf nichts übrig, als sich von ihr zu trennen und von da an ebenso für den Kaiser thätig zu sein, als er bisher gegen ihn gewirkt hatte. Mathilde half auch Heinrich V. gegen feinen Vater aufwiegeln. Sie erreichte ein hohes Alter und starb 1114 in dem von ihr gestifteten und erbauten Benediktinerkloster Polirone. Ihr Tod gab zu neuen Streitigkeiten zwischen dem Papste und dem Kaiser Anlaß; sie betrafen jene Schenkung und wurden endlich dahin entschieden, daß der Kaiser einen Teil der sogenannten Mathildischen Güter an den Papst abtrat.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 159

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 26. Lothar von Sachsen. 159 Leopold von Östreich bezeichnet. Allein der Papst und die Geistlichkeit waren gegen die ausstrebenden Staufer, und der von Heinrich V. schwer beleidigte Erzbischof Adalbert von Mainz lenkte unter Beihilfe des päpstlichen Legaten die Wahl in einem stürmischen Verfahren zu Mainz auf den bejahrten Herzog Lothar von Sachsen oder Supplimburg. Dieser war der Erbe der Güter Ottos von Nordheim und wurde als das weltliche Haupt der päpstlichen Partei in Deutschland angesehen. Die Geistlichkeit hoffte deshalb, er werde auf die Rechte verzichten, welche das Wormser Konkordat dem Kaiser bei der Bischofswahl noch erhalten hatte. Allein Lothar hat von diesem Rechte im Laufe seiner Regierung nicht abgelassen, war aber insofern fügsam, als er bei dem Papste die Bestätigung seiner Wahl nachsuchte. Die beiden hohenstaufischen Brüder, Konrad und Friedrich, huldigten zwar dem Kaiser, aber als Lothar von Friedrich die Rückgabe der Reichsgüter forderte, welche das fränkische Haus ihm überlassen hatte, lehnte Friedrich dieses Gesuch ab, und so entstand ein 9jähriger Krieg zwischen Lothar und den beiden Hohenstaufenfürsten. Um eine thatkräftige Hilfe gegen die mächtigen Hohenstaufen zu erlangen, vermählte Lothar seine Erbtochter Gertrud mit dem Herzog Heinrich dem Stolzen von Bayern, .und belehnte ihn noch mit einem zweiten Herzogtum, mit Sachsen. Diese Machtvergrößerung der Welsen (Bayern) war der erste Anlaß zu dem jahrhundertelangen Kampfe zwischen den Welsen und Waiblingern, wie man die Hohenstaufen nach der Burg Waiblingen bei Kannstadt nannte, ein Kampf, der sich bis nach Italien ausbreitete, wo die Päpste mit den Hohenstaufen, die dort Ghibellinen (eine Verstümmelung aus Waiblinger) hießen, um die Herrschaft rangen. Nach tapferer Gegenwehr sahen sich Friedrich und Konrad, welcher sich die lombardische Krone errungen hatte, zuletzt außer stand, besonders da der Papst auf Lothars Seite war, längeren Widerstand zu leisten. Bernhard von Clairvaux söhnte die Streitenden aus, und nachdem beide Brüder fußfällig die kaiserliche Gnade erfleht hatten, wurden sie 1135 in ihren sämtlichen Rechten und Gütern bestätigt. Diese Versöhnung brachte Deutschland den Frieden. Lothar gab die Markgrasschaft Meißen 1123 an Konrad von Wettin, den Stammvater der sächsischen Fürstenhäuser. Zur Wiederunterwerfung der Wenden wurde Albrecht der Bär von Askanien durch Lothar 1134 mit der Nordmark belehnt (Iii. Teil §. 12, 1), welche von demselben durch Eroberungen auf dem rechten Elbufer so erweitert wurde, daß er sich Mark-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 163

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Friedrich Rotbart. 163 die Stadt Mailand ein Schreiben ergehen lassen und sie aufgefordert, den <m Lodi verübten Schaden zu vergüten. Die mailändischen Konsuln hatten aber das königliche Schreiben kaum gelesen, als sie es zerrissen und mit Füßen traten. Nun trat Friedrich seinen ersten Zug nach Italien an. Er zog über den Brenner und lud, in Oberitalien angekommen, die Vasallen und Abgeordneten der Städte zu einer Versammlung auf den ronkalischen Feldern unweit Piacenza ein. Viele der lombardischen Lehnsträger huldigten ihm, und die unterdrückten Städte erhoben schwere Beschuldigungen gegen Mailand und andere Städte. Auch Pavia, Pisa und Padua erkannten die kaiserliche Oberhoheit an; dagegen zeigten sich Mailand, Lucca, Verona, Tortona, Chiari, Asti u. a. widerspenstig. Nachdem Friedrich die Säumigen ihrer Lehen verlustig erklärt und die Abgeordneten Mailands, welche die Oberherrschaft über Lodi und Como von ihm hatten erkaufen wollen, verächtlich abgewiesen hatte, wandte er sich nach Turin, ließ Chiari, Asti und Tortona zum warnenden Beispiel in Asche legen und empfing in Pavia die eiserne Krone. Die Züchtigung Mai- lands schob er jedoch auf. Darnach eilte er nach Rom, um den Papst wieder in seine Rechte einzusetzen. Dort war der Mönch Arnold von Brescia, ein Schüler des gelehrten Franzosen Abälard, als Reformator aufgetreten. Er suchte seit 1144 die Kirche zur apostolischen Einfachheit zurückzuführen, indem er gegen den Prunk, den zeitlichen Besitz und die weltliche Herrschaft des Papstes und der Geistlichkeit eiferte; zugleich war er bemüht, den Freiheitssinn der Italiener neu zu beleben, und forderte das römische Volk aus, Papst und Kaiser den Gehorsam zu versagen und die altrömische Republik mit Senat und Konsuln wieder herzustellen. Seine feurigen Predigten verfehlten ihre Wirkung nicht; Papst Hadrian Iv. wurde vertrieben, und Rom erhielt eine republikanische Regierung. Als der Papst aber den kühnen Mönch mit dem Banne und Rom mit dem Interdikt belegte, gewann die kirchliche Partei wieder die Oberhand. Arnold von Brescia mußte fliehen; er wurde jedoch ergriffen, dem Kaiser ausgeliefert und erlitt vor dem Hauptthore Roms den Flammentod. Friedrich lagerte sich vor Rom, und Hadrian besuchte ihn in seinem Lager. Aber obgleich er dem Papst zu Hilfe gekommen war, so setzte dieser doch Mißtrauen in seine Absichten, und ein unbedeutender Vorfall drohte, das gute Einvernehmen wieder zu zerstören. Es war nämlich Gebrauch, daß die Kaiser, wenn sie zur Krönung nach Rom kamen, dem entgegenreitenden Papste beim Absteigen den rechten
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